Julia Gruber Illustration

 
Inseln meiner Gegenwart - Zuhause
Eine blühende Oase über den Dächern Münchens inmitten lebloser Betonbauten
... längst kein unangetasteter Ort mehr, oberhalb eines konsumdurchtränkten Stadtkerns, und nächtlichem Spaßgesellschaftsumtriebes. Sieben Tage die Woche dröhnt Nacht für Nacht bis in die späten Morgenstunden gehirneschmelzender Discobaß aus den Untergeschossen über das Mauerwerk der Gebäudekomplexe durch Mark und Bein.
Von oben betrachtet ein wundervoller Ort, den wenigstens die kleinen der kleinen zu schätzen wissen, und hier trotz der Naturfeindlichkeit einer Zivilisationsmetropole Schutz und Nahrung finden.

 

 

 

 
Inseln meiner Gegenwart - Spaziergang
Landschaftsschutzgebiet Isarauen
... ein perfekter Erholungsort für Mensch und Tier, wäre da nicht der vermeintliche, sogenannte Hochwasserschutz auf dem Auensegment eons, der sichtlich weniger verbrieft den Naturschutzgedanken lebt als der BUND. So wurde im Frühjahr 2014 flächendeckend Ufervegetation samt Nahrungsquelle und Nistmöglichkeit mitunter sehr seltener einheimischer Sing- und Zugvögel buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht.
Von Baggern und Planierraupen untergefurchte Erdhummeln und Bienen finden ihre ewige Ruhe unterhalb des Nährbodens für Münchens Partygesellschaft, die sicherlich, wie alle vergangenen Jahre, das isarnahe Environment für trendige Abchillfeten, lautstark und müllintensiv, zu nutzen weiß.
Ich genieße  jeden einzelnen, vom Menschen unberührten Flecken Natürlichkeit, solange es ihn noch gibt.

 

 

 

 

 
Inseln meiner Gegenwart - Alleinsein
Abgeschiedensein vom Übermaß an allem, was mich davon abhält, die Gegenwart wahrzunehmen
... sich ungestörten Raum schaffen für eigene Ideen, frei von Fremdsteuerung; Erlebtes verarbeiten, durchdenken und auf eigenen Erfahrungswerten aufbauen; einen Überblick gewinnen über das Erreichte und neue Perspektiven entwickeln.

 

 

 

 

 
Inseln meiner Gegenwart - Ruhe
Seinen eigenen Standpunkt suchen
... inne halten und sich die Zeit nehmen, etwas auf sich wirken zu lassen, während Gewöhnung und Monotonie mit der grauen Masse des umgebenden Stroms ins Leere laufen.
Welchen Grund hätte ich, meine Selbstbestimmtheit der populären Hatz nach Konsum und Angepaßtheit zu opfern? Sicherlich mag Gegenwind unangenehm sein, auf höherer politischer Ebene sogar lebensvernichtend, dennoch liegt mir daran, mein Gesicht im Spiegel ansehen zu können.
Es bedarf einer gewissen Standhaftigkeit, sich die Treue zu sich selbst zu bewahren und alte oder neu gewonnene Sichtweisen auf die eigene Anstrengung zurückzuführen - Für und in sich Ruhe zu schaffen ist eine Arbeit, die sich lohnt.

 

 

 

 

 
Inseln meiner Gegenwart - Arbeitsplatz
Ein alter jüdischer Friedhof
... zollt den Versorbenen gebührenden Respekt, ohne ihnen in seelenpeinigender Trauerstarre nachzuweinen.
Das Andenken eines geliebten Menschen zu würdigen, anstatt den Schmerz des Abschieds zu konservieren, erlaubt die positive Energie zu (er)leben, die sich der Verstorbene als unser Erbe gewünscht hat. Was schließlich bleibt, ist nichts als eine leere Hülle; die Energie der Seele sucht neue Wege, sich zu entfalten.
Mein Arbeitsplatz muß die Außenwelt außen vor lassen - hier brauche ich weder Zuschauer noch Gesprächspartner. Dieser Raum muß offenen Zugang zu freien Entscheidungen wahren und mir erlauben, mir selbst treu sein zu können, wohl im Wissen, daß jenseits der schützenden Mauern kein Verständnis für Offenheit und Ehrlichkeit zu erwarten ist
... außer auf einer anderen Insel eines anderen Gegenwart.